Freitag, 25. März 2016
Geschlechterfrage im Hühnerstall
Die Vorbereitungen waren abgeschlossen. Ein begehbares, auf Bodenplatte betoniertes und mit Ziegeln eingedecktes Hühnerhaus nebst Auslauf und von außen zu öffnender Eierklappe wartete auf seine Bewohner. Diese sollten als Geburtstagsgeschenk der Patentante meines Sohnes pünktlich zur Feier eintreffen. Und so war es auch.

Wie verabredet kam die Tante mit einer jungen Kleinfamilie, einem weißen japanischen Zwergseidenhuhn, zwei normalen braunen Zwerghühnern und einem rötlichen Zwergseidenhahn. Fröhlich und kerngesund.

Ein Name war schnell gefunden. Das wunderschöne schneeweiße seidig weiche Huhn sollte Fee heißen. Bei den anderen gab es noch häufigere Namenswechsel.

Während der Eingewöhnungsphase traute sich das Jungvolk noch nicht aus dem Haus; bis auf Fee, die angelockt durch meine Rufe stets ganz forsch durch die Hühnerklappe schaute und sich schließlich als Vorreiterin in den Auslauf wagte. Langsam folgten die anderen.

Eines Sonntagmorgens hörte ich ein verdächtiges Geräusch aus dem Hühnerhaus; es waren erste Krähversuche, nicht schön aber leidenschaftlich. Ich war sehr gespannt, öffnete die Klappe und traute meinen Augen nicht...heraus kam eine unglaublich stolze "Fee" und krähte mich an! Was war geschehen? Hatte sich der Züchter geirrt? Welchen Geschlechts war dann das übrige Volk? Oder gab es Zwitterwesen?





Seltsamerweise hatte ich am Abend zuvor einen Film über Geschlechtsumwandlung gesehen, "Mein Sohn namens Helen"; das erklärt vielleicht etwas die Verwirrung meinerseits.

Von da an übernahm der Fee dann die Führung des Volkes, welches sich fügte. Die Geschlechterfrage schien geklärt. Wir erwarteten eine baldige Eierproduktion.

Was dann geschah ähnelt eher dem Film "Und täglich grüßt das Murmeltier". Wieder ein Sonntagmorgen. Das mittlerweile vertraute, wenn auch ausbaufähige Krähen drang schon aus dem Hühnerstall - doch was war das? Es folgte ein zweites Krähen, schräg und unbeholfen, und es konnte nicht von Fee stammen. Die Spannung stieg. Wer hatte dieses Mal sein Coming out?

Es war das rötlichere der drei Hühner bzw. DER rötliche Zwerghahn, der sich wochenlang absolut überzeugend als Huhn getarnt hatte.

Nun gut. Ein Umtausch kam nicht in Frage, und somit leben heute bei uns bzw. vor allem in den nachbarschaftlichen Gärten, in denen aus welchem Grund auch immer die Würmer besser zu schmecken scheinen, friedlich und glücklich zwei braune Eier legende Hühner namens Gloria Viktoria und Elfriede, ein weißer Seidenhahn namens Fee und ein mittlerweile ziemlich bunter stolzer Hahn mit Namen Gregor.

Und wenn sie nicht gefressen werden, beschenken sie uns wohl noch etliche Jahre mit frischen Eiern und nicht enden wollendem Synchronkrähen, was zumindest den Nachbarn viel Freude bereitet!

Hilda P.

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